“Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns endlich Daten sehen.” – Datenmanagement mit der neuen Projektwebseite DDP-Bildung
Der im Titel zitierte Aphorismus des Schweizer Politologen und Gesundheitsökonoms Dr. Gerhard Kocher spielt auf das Verfügbarmachen von Forschungsdaten an, das inzwischen in der Forschungsarbeit nicht mehr wegzudenken ist. Das Verfügbarmachen von Daten zur Nachnutzung durch Dritte setzt wiederum ein adäquates Datenmanagement voraus, etwa im Hinblick auf die Verständlichkeit der Daten oder in Bezug auf die rechtlichen Voraussetzungen. Zur Unterstützung für Forschende der empirischen Bildungsforschung entwickelt das Verbundprojekt Domain-Data-Protokolle für die empirische Bildungsforschung seit Juni 2019 sogenannte Domain-Data-Protokolle. Dabei handelt es sich um maßgeschneiderte, disziplin-spezifische Musterprotokolle, die Forschende in ihrem Datenmanagement anleitend unterstützen. Ein zentraler Aspekt in der Entwicklung dieser Musterprotokolle ist die Einbeziehung unterschiedlichster Stakeholder der Forschungsgemeinschaft. Um den Kontakt mit unseren Experten*innen zu verbessern und um die interessierte (internationale) Forschungsgemeinschaft kontinuierlich über die Arbeiten und Fortschritte im Projekt zu informieren, wird jetzt eine projekteigene Webseite veröffentlicht: www.ddp-bildung.org.
The aphorism quoted in the title by the Swiss political scientist and health economist Dr Gerhard Kocher alludes to making research data available, which has become an indispensable part of research work. Making data available for subsequent use by third parties in turn requires adequate data management, for example with regard to the comprehensibility of the data or with regard to the legal requirements. To support researchers in empirical educational research, the collaborative project Domain Data Protocols for Empirical Educational Research has been developing so-called Domain Data Protocols since June 2019. These are customised, discipline-specific sample protocols that guide researchers in their data management. A central aspect in the development of these protocols is the involvement of various stakeholders in the research community. In order to improve contact with our experts and to keep the interested (international) research community continuously informed about the work and progress of the project, a project website is now being published: www.ddp-bildung.org.
DOI: 10.34879/gesisblog.2021.44

Heute gehört es nicht nur zum guten Ton Forschungsdaten zu veröffentlichen, vielmehr wird es in der Forschungspraxis zunehmend auch verpflichtend. Gerade in der Bildungsforschung hat das BMBF als einer der wichtigsten Förderer in Deutschland in diesem Bereich seit einigen Jahren Auflagen an seine Förderung geknüpft. Dadurch soll einerseits die Nachvollziehbarkeit von Forschungsprozessen und die Verifizierbarkeit von Forschungsergebnissen sichergestellt werden. Andererseits ermöglichen verfügbar gemachte Daten auch deren Nachnutzung durch Dritte in neuen (Forschungs-)Kontexten. Durch diesen Ansatz wird ein effizienter Einsatz von Ressourcen gefördert. Anstatt die gleichen Informationen bei den gleichen Personen immer wieder und wieder einzuholen, können bereits existierende Daten nachgenutzt werden. Die Verfügbarkeit von Daten folgt somit der Idee von Open Science im Sinne der FAIR Data Principles.
Ein disziplin-spezifisches Datenmanagement
Die Forderung, Daten zu veröffentlichen, ist für Forschende jedoch häufig nicht unproblematisch. Zum einen ist oftmals unklar, was genau damit gemeint ist. Zum anderen brauchen Forschende klare Handreichungen und Vorgaben zu den notwendigen Maßnahmen im Rahmen des Datenmanagements, um ihre Daten verfügbar zu machen. Diese beinhalten einerseits rechtliche Aspekte, etwa im Zusammenhang mit dem Urheberrecht oder dem Datenschutz (DSGVO). Andererseits hängt die Nachnutzbarkeit der Daten durch Dritte aber vor allem von deren Nachvollziehbarkeit und Verständlichkeit ab.
Angesichts derartiger Herausforderungen für die Forschenden ist es daher wenig verwunderlich, dass die Forderungen nach dem Teilen von Daten häufig als Bürde bzw. Belastung empfunden werden. Entsprechend zeigen unterschiedliche Studien, dass Forschende maßgeschneiderte Handreichungen benötigen, die neben den Datentypen und der Untersuchungspopulation auch die disziplin-spezifischen Eigenarten der Daten berücksichtigen (siehe z. B. Smale et al., 2020 bzw. Grootveld et al., 2018)
Das Verbundprojekt DDP-BILDUNG
Ein möglicher Ansatz, Forschende mit maßgeschneiderten, disziplin-spezifischen Vorlagen in ihrem Datenmanagement zu unterstützen, bietet das Konzept der Domain-Data-Protokolle (DDP) nach Science Europe (2018). Dort sind DDPs definiert als „ generally agreed-upon guidelines, or predefined written procedural methods … a ‘model Data Management Plan’ for a given domain or community“(ebd. S.8), wie etwa der empirischen Bildungsforschung. Diese Musterprotokolle dienen einem standardisierten Datenmanagement und unterstützen Forschende so in der Generierung nachnutzbarer Daten im Sinne von Open Science und den FAIR-Data-Principles.
Um Forschende der empirischen Bildungsforschung besser in ihrem Datenmanagement zu unterstützen, startete im Juni 2019 das Verbundprojekt Domain-Data-Protokolle für die empirische Bildungsforschung (DDP-Bildung). Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen: 16QK01A) entwickeln derzeit zwölf Partnerinstituten DDPs für die empirische Bildungsforschung in Deutschland.
Die Einbeziehung der Forschungsgemeinschaft
Für die Entwicklung maßgeschneiderter, disziplin-spezifischer Hilfestellungen ist die Einbeziehung der Forschungsgemeinschaft ein zentraler Bestandteil. Das Projekt DDP-Bildung bindet daher seit Projektbeginn die unterschiedlichsten Stakeholder in die Entwicklung, Begutachtung und Überarbeitung der Musterprotokolle mit ein. So fanden seit Januar 2020 mehrere Workshops mit Forschenden, Vertreter*innen von einschlägigen Fachgesellschaften und FDM-Experten*innen statt. Ebenso wurden im Rahmen des Projekts verschiedene Experten*innen-Interviews mit Vertreter*innen deutscher Förderinstitutionen durchgeführt.
Um die Vernetzung mit diesen unterschiedlichen Stakeholdern zu intensivieren und um die Forschungsgemeinschaft kontinuierlich über die Entwicklungen im Projekt DDP-Bildung auf dem Laufenden zu halten, wurde nun eine projekteigene Webseite aufgesetzt: www.ddp-bildung.org. Zentraler Bestandteil dieser Webseite ist der DDP-Blog, der alle Interessierten über die fortlaufenden Arbeiten sowie wichtige Schritte in der Entwicklung der DDPs informiert. Die Seite selbst, ebenso wie die Blog-Posts, sind in englischer Sprache verfasst, um auch Interessierte der internationalen Forschungsgemeinschaft einzubinden und die Anschlussfähigkeit der DDPs für die empirische Bildungsforschung in der internationalen Forschungslandschaft zu fördern.
Das Verbundprojekt Domain-Data-Protokolle für die empirische Bildungsforschung wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen: 16QK01)
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